Zwei Frauen und zwei Offiziere im Café. 1915.
Tuschpinsel.
Auf gelbem Papier. 29,8 x 16,8 cm (11,7 x 6,6 in), Blattgröße. [AM/CH].


• Dicht komponierte Tuschfederzeichnung in der einzigartigen Handschrift E. L. Kirchners.
• Von herausragender zeichnerischer Ausdruckskraft.
• In dem charakteristischen, nervösen Duktus des großen Expressionisten.
• Ursprünglich im Besitz der Textilkünstlerin Lise Gujer (1893–1967), die Kirchner nach seinem Umzug nach Davos kennenlernt und mit der ihn Zeit seines Lebens eine künstlerische und freundschaftliche Beziehung verbindet.
• Ab 1923 fertigt Gujer erste Arbeiten nach Entwürfen E. L. Kirchners auf einem alten Bündner Handwebstuhl.

Wir danken Herrn Prof. Dr. Dr. Gerd Presler für die wissenschaftlichen Hinweise und die Unterstützung bei der Bearbeitung dieses Werkes.

PROVENIENZ: Sammlung Lise Gujer (1893-1967), Davos-Sertig.
Galerie Kornfeld, Bern (1956 von der Vorgenannten erworben, verso mit der Lagernummer).
Kunsthandlung Otto Wilhelm Gauss, München (1956 von der Vorgenannten erworben).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Ernst Ludwig Kirchner. Dokumente: Fotos, Schriften, Briefe, Museum der Stadt Aschaffenburg, 19.4.-26.5.1980; Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, 13.6.-3.8.1980; Museum Folkwang, Essen, 17.8.-5.10.1980; Staatliche Kunstsammlungen, Kassel, 25.10.1980-4.1.1981, S. 382, Kat.-Nr. 68.
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 264, SHG-Nr. 383 (m. Abb. S. 265).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 342, SHG-Nr. 768 (m. Abb.).

Als dieses schmale, wegen seines Hochformats und des gelben Papiers auffällige Blatt 1956 (erstmals?) im schweizerischen Kunsthandel auftauchte, trug es den Titel "Vier Frauen in Interieur“. Hermann Gerlinger meinte, in den Personen "Offiziere im Café“ zu erkennen. Genauere Recherchen bestätigen dies und zeigen, dass 1. der Offizier rechts knieabwärts dunkle Schaftstiefel trägt. Dazu eine Hose, die oberhalb des Knies – typisch für eine Offiziersreithose – eine ausgestellte Form ("Ballon“) besitzt. Zudem trägt er Schulterstücke. 2. Der Offizier hinten links vor der Täfelung trägt eine tailliert geschnittene Oberbekleidung und ebenfalls "Epauletten“, deutlich hervortretende Schulterstücke. 3. Die beiden vorderen Figuren – zwei jüngere Damen – begleiten die Offiziere. Diese Szene lässt sich in den Titel fassen: "Zwei Frauen und zwei Offiziere im Café“.
Prof. Dr. Dr. Gerd Presler

In guter, altersgemäßer Erhaltung. In den Blatträndern mit wenigen leichten Knickspuren sowie sehr vereinzelten, winzigen Bestoßungen. In der Blattmitte mit einer horinzontal verlaufenden Knickspur. Die Blattränder leicht unregelmäßig, das Blatt sich nach unten hin verjüngend. Das Blatt auf braunes Papier aufgelegt.